“Ich erwarte die Ankunft des Teufels” – Ein Theater-Abend von Tanja Krone nach Mary MacLane

Auch (und gerade) vor hundert Jahren war es eine Skandal eine Genie zu sein!

Unser Motto “Ich brauche eine Genie” war eine kleine Inspiration innerhalb einer funkelnd-schönen Theater-Uraufführung, die am Freitag Premiere hatte. Und noch einige Male zu sehen sein wird im Theater Aachen. Inszeniert von einer Allround-Genie, der coolen Regisseurin, Performerin und Musikerin Tanja Krone. Die wir auch von dem aufrührerischen Berliner Band-Kollektiv Maiden Monsters kennen.

Es singt, spricht, wispert ein vielstimmiger Frauen*-Chor, über ein Drumpad, immer wieder die Zeile “Ich bin eine Genie”.  Ausgangspunkt ist das selbsternannte Genie Mary Mac Lane.  Im Jahre 1902 war die kanadisch-amerikanische Schriftstellerin  fast über Nacht zu einem literarischen Star geworden. Im Ankündigungstext zur Theater-Inszenierung erfahren wir:

“Mac Lanes  Selbstporträt, in Form eines fiktiven Tagebuches geschrieben, verkaufte sich als „The Story of Mary MacLane“ innerhalb eines Monats fast hundertausendmal. Allerdings erschien der von ihr gewählte Titel „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ als zu provokant. MacLanes Text ist eine radikale Innensicht, changierend zwischen Lebenshunger und Todessehnsucht:

Von einem Leben in der tiefsten amerikanischen Provinz restlos unterfordert, stilisiert sich die hochintelligente und belesene junge Frau als universales Genie. Sie bricht Tabus und richtet ihre Hoffnung auf einen gütigen Teufel.

Basierend auf diesem als Zeugnis weiblicher Kreativität und Selbstermächtigung geltenden Werk,
erarbeitet Tanja Krone eine Recherche über Geschlechtsidentitäten und Rollenbilder. Es entsteht ein facettenreicher Soloabend mit Elke Borkenstein.”

202o erschien “Ich erwarte die Ankunft des Teufels” (schönerweise mit dem Wunschtitel der Autorin) übrigens zum ersten Mal in deutscher Übersetzung (von Ann Cotten); ein Andenken an die zu ihrer Zeit skandalöse Schriftstellerin, die damals zum Inbegriff für rebellische junge Frauen wurde. Kein Wunder: Die 19-jährige Mary MacLane wünscht sich Napoleon oder am besten gleich den Teufel als Liebhaber. Sie träumt von einer Revolution, während sie mit ihren Mitmenschen im provinziellen Montana genauso wenig anfangen kann wie mit ihren häuslichen Pflichten und der kargen Landschaft …

Toll, dass Tanja Krone sich diesem Stoff so beherzt,  innovativ und, yeah,  schlagzeug-passioniert angenommen hat!

 

Fotos: Wil Van Iersel

zu sehen ist: Elke Borkenstein

Weitere Vorstellungen:

18., 27. März, 02., 09., 16. April 08., 14., 25. Mai 2022

Jeweils 20.00 Uhr Theater Aachen, Kammer

Inszenierung Tanja Krone Bühne/Kostüme Eva Lochner Musik Malcolm Kemp/Yann LeRoux

Tanja_Krone_©_Jasper_Kettner