Manifest gegen Männerdominanz in der Musikwelt

Aus der großartigen Rede von Shelby Lynn:
“Es macht mich krank, wie wir Frauen als Objekte gesehen werden. Es ist, als ob die Männer für uns sprechen, wir haben keinen Platz für eigene Gedanken, Gefühle, moralische Vorstellungen und wir leben in einer Männerwelt…”
Es schockiert uns, dass sich einer heute 24-jährigen die Welt immer noch so darbietet, trotz aller feministischen Errungenschaften. Und natürlich ist die Welt auch genau so:
So lange die Menschen wie verrückt, größtenteils männliche Musiker für sich sprechen lassen und Frauen nur zuhören, wenn diese bereits millionenschwere Stars sind (oder auf dem Sprung dahin); so lange wir es nicht einfach mal schaffen, (auch hierzulande!) eine Indiemusik-Kultur auch für Musikerinnen zu etablieren, so lange wird sich auch an diesem Herrengedeck in der Musikwelt und dem ganzen Machtmissbrauch nichts ändern.
Das denkt man immer nur, weil es natürlich toll ist, wenn alle Leute zu Taylor Swift rennen. Aber Frauen/Musikerinnen sind damit immer noch in der Konsumspirale, wenn Du nicht mindestens das Bruttoinlandsprodukt von 35 Ländern garantierst, ist Deine Kunst und Deine Wahrheit in Wahrheit nichts wert.
Denen in künstlichen Welten mit extrem viel Kapital aufgebauten Musikerinnen und ihren Fans stehen Millionen Männer gegenüber, die es mit Glamour besetzt haben, das Indie/Punk/HC/Metal/Hip Hop/ Antifolk-Feld zu bespielen – und die daraus seit 40 Jahren die größte Macht im Musikbusiness ziehen.
Die Männer, die im Stadion und in der Arena bewundert werden, haben nicht im Stadion und in der Arena angefangen. Sondern als mittellose Enthusiasten mit dem männlichen Privileg in der löchrigen Hosentasche. Frauen, die Musik machen, haben dieses Privileg nicht. Und sie werden sie es niemals haben, so lange sich nicht auch und gerade die Konsumentinnen aufmachen, zu ihren Schwestern auf die Konzerte zu rennen, statt zu den ( sie ggfs. missbrauchenden) Brüdern, Vätern, Neffen, Cousins.
Es ist vielleicht der einzige Weg wirklich gehört zu werden Indie-Strukturen zu kapern, wenn man nicht gerade an Märchen glaubt oder noch mit Barbies spielt. So lange wir nicht verstehen, dass authentisches Sprechen niedrigschwelliger zu haben sein muss, werden für immer Männer für uns sprechen, singen, tanzen, und Feuer und Hohngelächter spucken.
Deshalb ist jetzt das Eichhörnchen gekommen, das Glitzer-Glitzer-Eichhörnchen genaugenommen: um nicht die Preise der Frauen hochzutreiben, sondern den Wert weiblicher Künstler im Hier und Jetzt schon festzuhalten!
Es wird nebst genialen Auftritten von Albertine Sarges, Jnnrhndrxx, The Doctorella und Sarah Berger (Lesung) also auch eine Preisverleihung geben, und guess what:
es würde uns sehr wundern, wenn die mutigen Aktivistinnen, die sich den Komplex Rammstein vorgenommen haben, ohne Preis ausgehen würden.
Wir müssen uns alle gegenseitig zuhören, wenn wir in diesem Jahrhundert das letzte Jahrhundert Frauenverachtung endgültig hinter uns lassen wollen. Sich die Namen von Künstlerinnen, Musikerinnen, Newcomerinnen merken und den ganzen Weg mit ihnen gehen. Auch wenn das impliziert, sich selbst in Frage zu stellen.
Denn Frauen beim Singen und beim Sprechen zuzuhören, bedeutet nichts mehr und nichts weniger, als auch mit den eigenen Widersprüchen, Fehlentscheidungen, auch mit dem krassen Scheiß, den man in seinem Leben so gemacht hat, konfrontiert zu werden.
Guess what: mit dem eigenen Unbewussten also. Wenn das kollektive Unbewusste sich nicht immer weiter gegen Frauen richten soll, dann müssen wir besser werden im Zuhören von Frauen. Von uns selbst.
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