Manic Mittwoch pt3 – der Tag davor (Noch mehr Kaffee saufen!)

Manic Mittwoch, 17 Uhr, mehr Wochenmitte geht nicht.

Ein Tag vor unserer Veranstaltung „Ichbrauche eineGenie, Vol 9 – Popkultur, Feminismus, Rap und so “ müssen nochmal alle manischen Kräfte in mir mobilisiert werden, um das Ganze locker und fehlerfrei über die Bühne zu bringen, was natürlich sowieso nicht klappt, weil es nämlich kein locker und fehlerfrei gibt, solange Menschen zusammenkommen, um Musik zu machen oder zuzuhören oder was auch immer sie da machen.

Aber annähernd locker und fehlerfrei geht natürlich leider schon und diesem Ziel dienen alle stressigen Vorbereitungen. Jedes Mal sagen wir uns, dass wir mal versuchen sollten, schon einen Tag vor der Veranstaltung mit allem fertig zu sein, so dass man dann, an diesem Tag, nur noch puren Spaß hätte, und dadurch –  am Tag des Konzerts – viel weniger ausgepowert wäre. Aber für heute, also für die September- Veranstaltung hat das schon wieder nicht geklappt, obwohl wir gestern extra so viel gearbeitet haben, wie ansonsten an zwei Tagen, z.B. bis drei Uhr nachts geübt haben;  aber irgendwas ist immer noch übrig, was getan werden muss, und insofern war es vielleicht doch richtig, den guten Vorsatz zu fassen und teilweise auch schon umzusetzen. Umso erschreckender also, was alles noch gemacht werden muss, wenn schon fast alles gemacht worden ist, das gibt es doch nicht, was ist das denn nur immer alles:

  1. Herausfinden, ob unser Mischer, der wunderbare Dietmar von der Berghain-Kantine, mit dem Stick für die Playbacks arbeiten kann, und falls nicht, zum Alex fahren und einen neuen MP3-Player kaufen. Den Mischer anrufen und fragen.
  2. Das fertige Interview mit der Künstlerin Yetundey auf den Blog stellen, mitsamt dem dazugehörigen Layout und den Videos.
  3. Zur Sparkasse gehen und Geld abheben fürs Catering und für morgen.
  4. Catering einkaufen. An und für sich schon eine abendfüllende Veranstaltung 😉 Aber zum Glück haben wir das Knabberzeugs schon. 
  5. Die Moderationen ausdrucken und ergänzen, durch vielleicht ein paar coole Sprüche, die live dann ganz spontan wirken
  6. Es fehlen auch noch die Interviewfragen für Miriam, erstmal die vom August-Event auf dem Computer suchen und finden und ausdrucken und dann durch noch mehr kluge, dem morgigen Anlass eher entsprechende, Fragen ergänzen.
  7. Die bereits geübten Doctorella-Songs, nochmal üben, mit Feinabsprache, weil Sandra und ich bestimmte Songs zusammen singen, und da schleichen sich mit der Zeit kleine Fehlerchen ein, gerade bei den Adjektiven, die austauschbar sind. Sollen wir „Er ist der schönste Blender in der ganzen Stadt“ singen oder „Er ist der coolste Blender in der ganze Stadt“.  Sandra findet, wir sollen nie „Sänger“ singen, in keiner Variation des Refrains, sondern immer nur „Blender“, weil sie eigentlich schon gar keinen Bock mehr hat, auf dieses Lieblings-Lied für männliche Musiker;  und Sänger sei noch viel zu nett für die, viele können ja auch gar nicht gut singen und sind Arschgeigen, und deshalb könne man doch auch gleich immer „Blender“ singen. Wir streiten über diesen Scheiß, diese minimal egale Einzelheit, bestimmt eine halbe Stunde lang, so kann das ja nichts mehr werden mit dem entspannenden Tag davor, bis ich die noch größere Baustelle in dem Song „Sheena loves the singer“ entdecke, nämlich: wann singen wir „Er hat den coolsten Arsch“ und wann „Er ist der größte Arsch“ ? „Zuerst soll er mal den coolsten Arsch haben und dann der größte Arsch sein.“ Nein, Sandra findet, er soll von Anfang an der größte Arsch sein. Was hat sie heute nur? Sie zerstört die Dramaturgie des Songs mit diesem Einwand. „Wir singen zuerst: “Er hat den coolsten Arsch” und erst in der nächsten Strophe, „Er ist der größte Arsch“. Basta! Es muss doch wenigstens noch das Bedauern rüberkommen, dass der mit dem coolsten Arsch der größte Arsch ist. Sie lenkt ein und singt es dann doch wieder anders. 
  8. Gesangsübungen: die Übung 8 und 9 auf meinem Aufnahmegerät gehen immer. „Stell dir vor, dein Gaumen verschwindet und der Ton O kommt direkt in deinem Kopfgiebel an.“Ooooooooooo. „Als ob die Sonne durch den Vorhang scheint.“ Draußen hat es begonnen zu regnen, aber in meinem Wohnarbeitszimmer scheint plötzlich die Sonne. Zur Feier des Tages räume ich schnell den Tisch auf, bringe die Flaschen runter, neben die Mülltonne auf der Straße (für Flaschensammler; das gehört sich so) und staubsauge.
  9. Garderobe, Modenschau, mögliche Outfits vorführen, 2 schwarze Strumpfhosen kaufen.
  10. Jutebeutel mit Genie-Logos bemalen, 3 große und 2 kleine. Morgen sollen die Artists auch noch ihre Unterschrift drauf geben, ist doch ein Super-Merch-Artikel („Wollen wir das vielleicht im Park machen?“).
  11. Die Kolumne „Manic Mittwoch“ schreiben, weil doch heute Mittwoch ist.
  12. Gästeliste vorbeiten und Zettel für E-Mail-Verteiler machen.
  13. Laufend die Mails checken und herausfinden, ob die Radio Fritzen zurückgeschrieben haben, zwecks Verlosung der Eintrittskarten. Und die Mail von Ask Helmut suchen, wo schon Gewinnernamen draufstehen.  Wieso heißen die eigentlich alle Helmut mit Vornamen?
  14. Meine babyblauen Turnschuhe sauber machen, für den Fall, dass ich das neue , unwahrscheinlich süße babyblaue Kleid von Blutsgeschwister anziehe.
  15. Eine Stunde Rückenyoga ist heute ja auch noch dran, was solls.
  16. Jetzt erstmal einen Café: Hafermilch-Cappuccino, und zu diesem Zweck, den Hafermilch-Beutel mit ins Café nehmen, weil Cappuccino mit Hafermilch nur schmeckt, wenn ganz ganz viel Hafermilch drin ist, und so viel machen die ja nie in die Tasse. Also muss man selber nachschütten.
  17. Es ist ja erst Mitte der Woche. Noch genügend Energie da,um die Welt zu verändern. Am Freitag, wenn alles rum ist, gründe ich diese„neue Bewegung“, von der Margarete Stokowski in ihrer aktuellen Kolumne gemeint hat, die müsste es mal geben: „Liegenbleiben“. Die Bewegung gegen den deutschen Hang (oder soll man sagen: Wahn) zum Frühaufstehen. Geht doch auch alles noch, wenn man erst um 14 Uhr mit der Arbeit anfängt.
  18. Bett machen ist nicht. Wenn ich das nächste Mal mein Schlafzimmer betrete, wird es sowieso sofort wieder zerwühlt. In diesem Sinne: viel Spaß bei „IchbraucheeineGenie“ morgen in der Berghainkantine. Da fällt mir ein: wir müssen uns ja noch größenwahnsinnige Rap-Sprüche ausdenken, die davon handeln, dass wir die Größten sind 😉 .
  19. Also: wir haben diesen Abend mit den Rapperinnen nur ins Leben gerufen, um euch mal mitteilen zu können, WIE GEIL WIR UNS ÜBERHAUPT FINDEN. Wir sind doch eh die Geilsten. Die Reime bei DOCORELLA sind mit Abstand besser als die von allen anderen; sie haben die Reimtechnik von Bob Dylan und von Sido und so.  Sandra sagt: Das geht nicht, das ist uncharmant. Sowas kann man als Gastgeberin nicht sagen. Stimmt!  Aber als Kolumnistin geht’s!
  20. Zum Glück hab ich gestern schon die neue Kosmetik gekauft: Lipliner, beige und meinen neuen Peach-Lieblings-Lippenstift gekauft, sowie Make-Up-Entferner und Lidschatten. Jetzt nur noch dran denken, das alles einzupacken. Wohin? Na, klar, ich nehm die rote Tasche mit. Die rote Tasche waschen. Dann kann nichts mehr passieren: fehlerfrei und locker.
  21. Sandra: Wir müssen einfach noch mehr Kaffee saufen!
  22. Kerstin @Vorraum Kantine/Berghain, August 19
  23. Die erlösende SMS kommt von unserem Promoter Ran Huber, der gerade in einem französischen Bergdorf weilt. Keine Ahnung, woher er da schon wieder folgende Info hat: “Genie morgen in der TAZ”. Dann kann nichts mehr schief gehen. Hurra!