11 Fragen an Yetundey

Jede prägnante und vor allem globale musikalische Bewegung beeinflusst unsere musikalische Geschichte, und das ist großartig!”
Die Rapperin YETUNDEY aus Leipzig und Berlin ist eine Allrounderin, die musikalische Grenzen aufbricht, und Sprachgrenzen. Ihre  freshe Mischung aus Trap, Rap, Pop und NDW kickt! Morgen spielt sie bei “Ich brauche eine Genie, Vol 9”. Wir freuen uns riesig auf ihren Auftritt und haben ihr vorab ein paar Fragen gestellt:
1) Du hast mit “Berlin” eine tolle Haupstadthymne geschrieben – mit der catchy Hookline: “Das ist Berlin, kein Mann, keine Frau kann uns umerziehn!” 
a)Was war dir wichtig dabei?
b) Uns hat gefallen, dass es in dem Video auch Passagen gibt, die so “real Life”- mäßig funktionieren, also die Musik setzt aus und du bestellst eine Falafel. Es ist ja schon sehr ungewöhnlich so etwas in einem Musikvideo zu machen. Wie hat denn deine Video-Crew auf die Idee reagiert?

1) Ob es eine Hymne ist weiß ich nicht, aber es ist auf jeden Fall eine Perspektive auf diese Stadt, die sehr viele nachvollziehen können und auch lieben. 
a) Ich habe beim Schreiben des Songs nicht großartig nachgedacht, sondern einfach meine Eindrücke von Berlin aus mir raus sprudeln lassen. Mir war es nur wichtig, dass der Song amüsant ist und Spaß macht und ich finde das Ziel habe ich erreicht. 
b) Meine Crew fand die Idee sehr amüsant und war vor allem froh etwas zu essen zu bekommen.

2) Überhaupt gefällt uns deine Mischung aus experimentell und poppig. Du hast Songwriting in Berlin studiert. Erzähl doch mal, was du aus dem Studiengang mitgenommen hast für deine aktuelle Produktion.

Ich glaube der Satz, der mir während des Studiums am häufigsten eingebleut wurde ist: “Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg”. Ich denke genau so gehe ich meine Produktionen an, offen für alle Möglichkeiten, die herauskommen können.

3) Du bist bilingual aufgewachsen, und singst auch auf Deutsch, Englisch und Französisch. Wie entscheidest du, welches Lied in welcher Sprache getextet wird? Und in welcher von den drei Sprachen singst / rappst du am liebsten?

Ich entscheide mich tatsächlich einfach nach Bauchgefühl, welche Sprache es sein wird. Manchmal fällt es mir in der einen leichter ein bestimmtes Thema zum Ausdruck zu bringen, oder die Sprache klingt mit der Musik in dem Moment besser… Es gibt keine allgemein gültige Regel. Am liebsten rappe ich aber tatsächlich auf Französisch.

4) Wäre deine Musik anders, wenn es kein “Trap-Movement” gegeben hätte?

Ich glaube die gesamte kommerzielle Musik würde anders klingen, wenn es kein “Trap-Movement” gegeben hätte; also ja. Es ist als würde man fragen, ob Pop Musik anders klingen würde, wenn es kein Jazz gegeben hätte. Natürlich! Jede prägnante und vor allem globale musikalische Bewegung beeinflusst unsere musikalische Geschichte, und das ist großartig! Dadurch wird es immer wieder etwas Neues geben.

5) Du trittst bei “Ich brauche eine Genie” mit Band auf. Wie wichtig ist dir das Bandkonzept? Und wie geht ihr gemeinsam musikalisch vor?

 Ich liebe es mit meiner Band zu spielen und es ist mir sehr wichtig. Im HipHop kommt vieles aus der Büchse, und als Musikerin ist es einfach viel erfüllender auf der Bühne tatsächlich Musik zu machen, vor allem mit anderen Leuten. Es verändert die Tracks auch stark zu meinen digitalen Veröffentlichungen, wodurch es für mich auch nicht so schnell langweilig wird.

6) Deine drei Lieblingsbücher

Das Leben zwischen den Leben (Joel L. Whitton, Joe Fisher), The Gifts of Imperfection (Brené Brown), Djinn (Jean Dufaux)

7) Gerade ist mal wieder in den Medien (von TAZ, jungle world bis STERN) das Thema Sexismus im Deutsch-Rap aktuell. Der Vorschlag von Rap.de-Chefredakteur Oliver Marquardt, es müsse ein #metoo im Deutsch-Rap geben, hat in den Medien hohe Wellen geschlagen. In der Szene selber blieb es allerdings eher still. Booker*innen, Manager*innen, auch die Leute hinter den Kulissen von Deutsch-Rap haben das Thema eher ignoriert. Kommt dir das auch so vor? Wurde da die Möglichkeit verspielt über strukturelle Gewalt in HipHop Texten und wie sie die Hörer*innen prägen, zu reden?

Ich persönlich empfinde es zur Zeit als ein Vorteil eine Frau im Hiphop zu sein weil die Nachfrage nach weiblichen Künstlerinnen kontant steigt! Natürlich ist es ein Problem, wenn die kommerzielle Musik Sexismus unterstützt und damit potentiell ihre Zuhöhrerschaft prägt. Vielleicht aber hatten viele Zuhörer schon vorher ein verzerrtes Frauenbild und hören deswegen überhaupt erst zu… Wer wen beeinflusst ist nicht immer ganz klar, aber umso großer die Gegenbewegung wird (musikalisch und auf sozialer Ebene) umso weniger Resonanz werden misogyne Texte bekommen.

Jetzt noch drei unserer Standard-Fragen:
8) Soll der Kapitalismus abgeschafft werden? Und was hälst du von einem bedingungslosen Grundeinkommen?
Ich finde der Kapitalismus ist eine Kernursache für ein Großteil unserer heutigen Probleme und Konflikte. Die größte Schwierigkeit dabei ist, dass unser gesamtes soziales System auf Wirtschaftswachstum aufgebaut ist, und es damit so gut wie unmöglich macht jenen Kapitalismus abzulegen. Ich finde ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre ein erster Schritt um ein Globales Umdenken unseres Systems überhaupt zu ermöglichen, ob es allerdings die endgültige und beste Lösung ist kann ich nicht abschätzen.
9) Deine Lieblingsplätze in Berlin
a) im Sommer b) im Winter

a) Im Sommer ist eigentlich jeder Spot in Berlin fett, vor allem an der Spree
b) Jede Wohnung mit einer funktionierenden Heizung (also nicht meine).

10) Hast du irgendwelche Lieblingsleute für ein Feature?

Die Liste wird immer länger!! Es gibt viel zu viele unglaubliche Musiker und Künstler auf dieser Welt. Alle haben ihren eigenen Wert uns etwas zu lehren und weiterzugeben.

11) Darf man in deinem Schlafzimmer rauchen?

Nur Shisha… aber ich habe nicht mal eine.