Endlich da: das neue The Doctorella-Video “Wenn wir tot wären.” Plus eine kleine Meditation zum Dreh einiger Szenen auf dem Friedhof

Ich bin ausgesprochen froh über dieses besinnliche,  und doch mit so viel lebendigem Flow von Regisseurin Mercedes Reichstein umgesetzte Video!  Auch oder gerade weil es sich dabei um so ein ernstes Thema handelt, das in Bilder umzusetzen uns ganz schön Bauchschmerzen bereitet hat!

Ich, die Songwriterin von “Wenn wir tot wären”,  habe den Tod immer verdrängt: mein ganzes bisheriges  Leben lang. Ich habe jetzt auch im Gespräch mit anderen Leuten gemerkt, dass eine solche Verdrängung gar nicht üblich ist. Deshalb hätte ich es auch als weitere Verdrängung empfunden, den Friedhof zu meiden. Als die Idee erst mal da war, ein paar Szenen auf dem Friedhof zu drehen, kam ich dahinter nicht mehr zurück (wobei viele Szenen auch im normalen Stadtpark gedreht wurden oder at home). Ich wollte aber ja auch keine Totenruhe stören. Ein bisschen mulmig war es mir dann also doch:

Mal davon abgesehen, dass es früher mal eine ganze Musikrichtung gab, die ihre Lieder auf Friedhöfen ausgetragen hat (Gothic, Wave) ist das schließlich nicht unbedingt ein typischer Ort für ein Pop-Video. Aber ich dachte, vielleicht gelingt es mir aber doch: und so haben wir versucht, es so beschaulich und achtsam wie möglich zu machen.

So ist es jetzt doch ein bisschen mehr eine Feier des Lebens geworden. Wir haben dabei darauf geachtet, an Orten zu drehen,  an denen keine frischen Gräber waren;  wo es mehr um Andacht geht, so wie in einer Kirche.  Die Statue steht am Eingang des Evangelischen Friedhofs, noch ziemlich in der Nähe des Cafés. Und der Ort an der Holzbank liegt hinten am Friedhof, wo keine Gräber sind. Es ist ein Ort, der sich, auf Schautafeln, beinahe philosophisch, mit dem Thema Trauern beschäftigt. Zur Trauer gehören auch etwas heftigere Gesten, finde ich; die ich versucht habe, mit dem Tanz widerzugeben.  Es war mir wichtig, möglichst die Stimmungen aus dem Text rüberzubringen.

Denn es ist nicht zuletzt auch ein Song darüber, den Tod nicht an den Rand zu verdrängen.  Ja, das Leben im Hier und Jetzt zu feiern! Und wenn man den Tod mit-bedenkt,  dann bekommt man plötzlich auch auf Themen wie z.B. Feminismus einen neuen Blick: dann ist plötzlich die mangelnde Wertschätzung aus misogynen Gründen noch schlimmer.  Und umso einforderungswürdiger. Naja ihr wisst schon: Doctorella halt. Und zu einem richtigen The-Doctorella-Video gehört auch das Überbordende, Überbunte, Wahnsinnige.  Deshalb kam Mercedes Reichstein auf die wunderbare Idee, diese Energie in einem Goldrahmen stattfinden zu lassen.

Viel Spaß! Und Danke an alle Beteiligten für die intensive Beschäftigung mit dem Material.