3 Fragen an Alice Hasters

Alice Hasters ist Journalistin und hat das Buch “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten” veröffentlicht. Darin macht sie klar: Rassismus ist nicht nur das Problem eines Einzelnen oder ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Er geht uns alle an. Er ist strukturell – und das reicht bis 500 Jahre zurück.

Bei “Ich Brauche Eine Genie, Vol 12” wird sie aus dem Buch lesen & Fragen dazu beantworten.   Hier schon mal, zur Einstimmung, auf die brillante Lesung & das tolle Interview, drei Antworten von ihr auf drei unserer Standardfragen: 

Soll der Kapitalismus abgeschafft werden? 

Alice Hasters: Malcolm X hat ja mal gesagt: “There is no capitalism without racism” –  und wenn man sich einmal rassismus-kritische Diskurse anguckt und wenn man mal so sieht, wie das so analysiert wird, dann wird sehr sehr klar, oder wie ich das auch analysiere; dass Rassismus und Kapitalismus sehr eng miteinander verbunden sind. Will heißen: der Rassismus, den es heute auf der Welt gibt: warum ist der überhaupt entstanden? Er ist entstanden, um eine Rechtfertigung finden zu können, um Menschen zu versklaven oder auszubeuten. Tupoka Ogette, auch eine ganz tolle Frau, sagt: “Menschen können halt leichter schlafen, wenn sie Menschen versklaven, von denen sie denken, dass sie eigentlich gar keine Menschen sind.” Also das hängt total miteinander zusammen, und diese Kontinuitäten aus dieser Zeit haben wir alles andere als überwunden. Wir sind als globaler Norden immer noch extrem abhängig davon andere Menschen auszubeuten, die bestimmte Arbeiten für uns erledigen, damit wir eben unsere Möbel haben, unsere Klamotten, unser Essen usw. Wir haben noch keinen Weg gefunden, oder wir haben noch kein System gefunden, das zu überwinden. Und Kapitalismus ist eben ein System, das immer darauf beruht, die  Menschen, die wenig Ressourcen haben, in prekäre Lagen zu bringen und mit dieser Karotte, die so uns allen vorgehalten wird, dass man da aber auch irgendwie rauskommt, dass man es raus schaffen könnte, aber andererseits funktioniert das nicht. Kapitalismus ist nicht gemacht dafür, dass wir alle Milliardäre werden, sondern nur ein paar von uns. Und auf dem Rücken von anderen Leuten.

Auf jeden Fall glaube ich, dass es kein System ist, das weiterhin so bestehen kann, und dass wir uns große Gedanken machen müssen darüber wie wir in einer Welt leben können, die das System aufgibt. Aber die ganzen Sachen, die cool sind am Kapitalismus, wie, dass man halt eine gewisse Freiheit hat, dass man Sachen ausprobieren kann dieser Individualismus usw:  das sind ja auch tolle Sachen, von denen ich zum Beispiel total profitiere. Also es ist eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, aber das wäre gerade so meine Antwort: dass es sich wahrscheinlich lohnen würde oder ich mir wünschen würde, dass man darüber diskutieren könnte, ohne dass das halt als Gefährdung von demokratischen, freiheitlichen Bestrebungen gesehen wird. Weil, das soll es gar nicht sein. Ich will jetzt irgendwie keine Diktatur ausrufen oder bin jetzt nicht super pro-Kommunismus, ich würde  gerne einfach  darüber reden: gibt es eine Alternative zu Kapitalismus?

Und was hälst du von einem Bedingungslosen Grundeinkommen?

Alice Hasters: Ich glaube, das wäre so eine Übergangslösung, für mich wäre es eine gute Lösung. Ich habe schon ein gewisses Privileg, für mich wäre das so: ich würde dann 1000 Euro extra bekommen, dann würde ich vielleicht noch ein bisschen was dazu verdienen und wenn ich grad mal eine kreative Pause brauche, dann würde ich mich auf das Grundeinkommen verlassen. Es gibt sehr viele Argumente dafür das einzuführen, mit der ganzen Automatisierung, Digitalisierung. Es ist halt einfach so diese Ambivalenz, dass der Mensch in irgendeiner Form immer mehr danach strebt weniger zu arbeiten und dass häufig unsere Existenz so krass daran geknüpft ist, dass wir arbeiten, also irgendwie denke ich: auch davon müssen wir uns lösen. Ich weiß aber nicht genau: wenn jetzt alle 1000 Euro haben, und der Kapitalismus noch das vorherrschende System wäre, denn sonst würde ja alles direkt teurer werden, glaube ich. Vielleicht denke ich da falsch, aber dann würden Mieten auf einmal sehr viel teurer sein. Um es kurz zu sagen: Grundeinkommen ist ein guter Weg und irgendwie auch ein wichtiger Weg. Aber es muss dann noch ganz viel anderes mitgedacht werden. Da ich sehr begrenztes Wissen habe, was Wirtschaft angeht, traue ich mich nicht zu sagen, dass ich das alles komplett durchdacht habe. Aber so die Grundidee finde ich eigentlich ziemlich gut.

Darf man in deinem Schlafzimmer rauchen?

Nein, darf man nicht, weil ich rauch gar nicht so viel. Aber ich hab auch einen Balkon, da kann man rauchen. Man kann auch in der Küche rauchen, wenn man möchte.

Alice Hasters. “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten.” Sachbuch, hanserblau, 208 Seiten, September 2019