Toni Kater – Rushhours stop and go

Die Welt ist anderswo

Die Welt ist immer gerade anderswo, wenn diese neue Songwriter-Pop-Hoffnung aus Berlin (ihr müsst mal drauf achten: ernst zu nehmende Sängerinnen kommen oder landen immer irgendwann in Berlin) loslegt. Aber dafür ist die Liebe immer präsent – allerdings auch anderswo. In ihrem ersten zauberhaften Video

Die Welt ist immer gerade anderswo, wenn diese neue Songwriter-Pop-Hoffnung aus Berlin (ihr müsst mal drauf achten: ernst zu nehmende Sängerinnen kommen oder landen immer irgendwann in Berlin) loslegt. Aber dafür ist die Liebe immer präsent – allerdings auch anderswo. In ihrem ersten zauberhaften Videoclip ›Wo Bist Du?‹ schickt Toni Kater ihre Katze los, ihr die Liebe zu suchen. Und das gibt ihr reichlich Gelegenheit, sich ungeschminkt am frühen Morgen und überhaupt charmant in Alltags-Situationen zu zeigen. Es ist eine Wohltat, eine junge, schüchtern lächelnde Sängerin zu sehen, die sichtbar mehr sein will als nur jung und schön. Die beispielsweise auch Cat-Power-orientierte eigene Songs schreibt: über Sehnsucht und das Leben – und sich dafür mal nicht übersexualisiert im Video präsentieren muss. Und trotzdem läuft es auf Rotation und im Radio. Denn die geschmackvoll inszenierte Sehnsuchtsmelodie trifft einfach jeden gefühlvollen Menschen mitten ins Herz, zumal Inga Humpe und Tommi Eckart von 2Raumwohnung produziert haben. Es ist ihre sympathische Mischung aus nerdiger Natürlichkeit und vollster Pop-Haftung, die Toni Kater sicherlich gleich mal Top Ten gehen lässt.

Das Mädchen mit den Katzenaugen macht schon lange Musik, spielt viele Instrumente selbst, einst ist sie mit ihrer Freundin von zu Hause ausgerissen, um in Ibiza am Strand ein paar Songs über Freiheit zu schreiben. Aber sie will auch, dass die Leute ihre Sachen hören, will auch Pop machen. Und wir wissen ja, dass die hiesigen Top Ten nicht unbedingt Bands wie Franz Ferdinand und The Darkness hervorbringen. Bands, die Bäume entwurzeln und sie am nächsten Tag wieder am Straßenrand abgeben. Toni Katers Pop hingegen ist einer, der so Ernst macht mit dem Schlager, dass er sich schon wieder Pop nennen darf, weil er auch ein wenig das Nichts beschreibt. Und eine radikale kleinbürgerliche Sehnsucht nach mehr. »Frag nicht, wohin wir gehen, es muss nur weit sein.« Aber eben kein Eskapismus, sondern ein Ankommen im Traum. Live hat sie die Songs mit Band gebracht, etwas härter als auf Platte auch. Denn ein Kater kann auch rocken. Und man freut sich auf die vielen Jungs und Mädchen, die zu ihren Konzerten kommen und sehen werden, dass so etwas geht: die Frontfrau hinter dem Laptop, ernst auf ihr Instrument konzentriert, singt gegen Kompromisse in der Liebe. Oder einen abenteuerlustigen Song über Mädchenfreundschaften. 2Raumwohnungs ›Ich & Elaine‹ dürfte Pate gestanden haben für Toni Katers ›Toni + Tobi‹. Das hat schon eine gegenwärtig-utopische Kraft, einen Song zu schreiben über eine musikalische Partnerschaft mit einer Freundin. Für Jungs und Mädchen, die gerade eben das Pferd gegen die Katze und den Laptop eingetauscht haben und jetzt merken, dass Geheimnisse Spaß machen