The Donnas – Spend the night

Die Donnas wollen Spaß haben, echten wahrhaftigen Spaß, die ganze bunte pralle Palette eines unverfälschten Lebens – sich gut fühlen, wirklich gut. Und daran arbeiten sie hart, wirklich hart. Denn der echte, wahre Donnas-Spaß ist an manchen Tagen einfach unerreichbar.

 

“I must have drunk too much diet coke, cos I laughed at all your stupid jokes.” Das ist schon eine kleine Todsünde im Donnas-Universum. Gelacht wird bitte nur, wenn es was zu lachen gibt. Wenn nicht, gibt es Konsequenzen: “Our first date was our last date.” Die Party, die nur dazu da ist, den miesmacherischen Quatsch-Kriterien der Jungs zu entsprechen, ist eine schlechte Party. Torry Donna erklärt: “Wir haben keinen Bock, uns als Menschen klein zu machen, nur weil so viele Jungs – unserer Erfahrung nach vor allem Musik-machende Jungs – eine eher passive Freundin wollen, die ihnen treu untergeben ist und sie haltlos bewundert.” Genau denen schmeißen sie auf dem neuen Album ein Glam-Rock-Stück an die Backe, das sich gewaschen hat: “I don’t care if you don’t wanna bother with me baby, cos I I I I I I don’t care.” Geil, Nihilismus als Droge gegen Spaß-bremsende Jungs, die latent am Selbstbewusstsein zerren wollen. Da hilft nur eins: gar nicht mehr lange rumlabern: “Don’t wanna be your friend. Just take me to the backseat.”

Schon unglaublich, wie diese Band im Jahre 2003 eine abgedroschene Rock’n’Roll-Phrase an die andere reiht und dabei mit jeder Wiederholung kontroverser wird! Ihre fragilen Attacken verpackt sie dabei am liebsten wie ein besonders liebevoll gestaltetes Geburtstagsgeschenk. Mit einer selbst besprühten glitzernden Rock’n’Roll-Krone obendrauf.

Auf ihrem vierten Album “Spend The Night” – das erstmals bei einem Major rauskommt – arbeiten die Donnas ausgefuchst an der Perfektionierung des amtlichen 70s-Rock-Power-Dings. Eine solide Produktion und Mädchenzimmer-Kitsch satt, denn es ist die Mischung, die den Braten fett macht. Und die es ihnen erlaubt, in ihren Riffs die Rock-Geschichte rauf und runter zu zitieren – und dennoch erkennbar immer “die Donnas” zu bleiben. All meine Freundinnen lieben diese Band! Donnas hören, das ist ein Gefühl, wie mit 13 am Autoscooter die coolen Jungs im Jeans-Outfit (die mit den AC/DC-Buttons) anzubaggern und dann das Fahrzeug doch besser selbst zu lenken. Sicher ist sicher. Und Sicherheit ist scheiße. Wusstet ihr übrigens, dass die Ladys eigentlich am liebsten R.E.M. hören? Tja, man lernt nie aus! Dennoch machen sie lieber Musik für die Party vor der Party (für die Stunden des heiteren Stylings vor dem Ausgehen). Die Welt erscheint ihnen nämlich als zu schlecht für depressive Musik. Den meisten Mädchen ginge es schließlich eh schon scheiße genug. So die Bandphilosophie. Das kann man natürlich so sehen. Noch schöner wäre es natürlich, es gäbe für alle Lebenslagen und -lügen so viele gute, saugute, bescheuerte, depressive, dumme, intelligente, bösartige, lustige Bands mit Frauen, wie es Männerbands gibt. Aber dem ist ja nicht so, wie wir alle wissen.

Torry Donna: “Oft heißt es über uns, dass wir unsere Instrumente nicht selber spielen. Es ist heute wieder ein Tabu, dass Frauen ihre Instrumente selber spielen. Es gibt zwar viele Sängerinnen, aber kaum Rockbands mit Frauen an den Instrumenten.” Diese kritische Position zur Positionierung von Frauen im Pop hindert sie allerdings nicht daran, der größte Britney-Spears-Fan aller Zeiten zu sein. Ganz schön tricky eben.

 

(Sandra, INTRO, 2003)