Woran du merkst, dass du Schriftsteller*in bist / Als Schriftsteller*in arbeiten solltest:

von Kerstin

Sieben untrügliche Anzeichen

Solltest du dieses Verhalten bei dir (oder einer anderen, nahestehenden Person) beobachtet haben, dann: face the facts! Du /sie zeigt alle Symptome einer  echten Schriftsteller*innenpersönlichkeit. Lass dich nicht von deinem Weg abbringen, bring sie nicht von ihrem Weg ab. Höre nicht auf Allerweltswahrheiten – wie z.B. „Es ist ein unsicherer Beruf“ oder „Du bist vielleicht doch nicht gut genug“ – und verbreite sie auch nicht. Gut genug? Wer ist das schon? Zweifeln und klappern gehört zum Geschäft. Scheiß auf alles, was die Leute dir erzählen (vor allem über „Sicherheiten“ und „Rente“) . Denke daran: Die Zukunft ergibt sich aus der Gegenwart, und du hast definitiv eine Zukunft als Schriftsteller*in. (Ermutige deine Freund*innen sich mit ihrem Talent, ihrer Leidenschaft auseinanderzusetzen und sie nicht verkümmern zu lassen.)

  1. Du bist, wie Joan Didion, selbstverständlich davon überzeugt, dass Dinge weniger angsteinflössend sind, wenn man sie untersucht: „Wenn man die Schlange im Blick hat, beißt sie einen schon nicht.“
  2. Du schreibst, während andere relaxen. Wenn du z.B. einen Coffee-Shop betrittst, dann suchst du dir als erstes eine schöne Ecke aus (egal ob still oder belebt), um in Ruhe (oder in Lautstärke) schreiben zu können. Wenn du mit großem Entsetzen feststellst, dass du dein Notizbuch/dein Laptop zuhause vergessen hast, dann schnappst du dir eben, in einem unbeobachteten Moment, einen Stapel mit Servietten (nein, du fragst nicht den Servierer, die Serviererin, ob du Servietten haben kannst, denn die Angst, dass sie dir nur ein oder zwei aushändigt, ist einfach viel zu groß). Wenn du den Coffee-Shop wieder verlässt, dann hast du alle, sagen wir, zehn Servietten vollgeschrieben. Natürlich beidseitig. Du heftest sie zuhause fein säuberlich bei deinen Notizbüchern ab. Denn du hast genug Vertrauen in das Gewicht deines Gekritzels, auch wenn es nur auf einer Papier-Serviette festgehalten ist.
  3. Du schreibst deine Gedanken in Echtzeit auf: du hast nämlich – bewusst oder unbewusst – eine Technik entwickelt / verinnerlicht, die dir ermöglicht, alles, was du gerade denkst, 1:1 aufs Papier/auf den Computerbildschirm zu bringen. Es ist keine große Sache, es passiert einfach. Es macht sogar Spaß (auch wenn Zadie Smith behauptet, das Schreiben habe ihr noch nie Spaß gemacht. Solltest du zu diesem Schriftsteller_innen- Typus gehören, dann ist dir wichtig, dass deine Texte deinen Leser_innen Spaß machen).
  4. Du bist also, in anderen Worten, süchtig danach zu schreiben. So wie andere Leute schnell noch eine rauchen gehen, machst du schnell noch ein paar Notizen oder kommst nicht mehr von dem (Song-)Text runter, den du gerade in Gedanken schreibst. Dream On!
  5. Wenn andere von ihrer Hochzeit träumen, träumst du von deinem Debut-Roman. (Was nicht bedeutet, dass du nicht auch von einer Hochzeit träumen kannst. Mindestens einmal im Leben hast du auch schon davon geträumt, einen berühmten Schriftsteller/Schriftstellerin zu heiraten. In diesem Fall schadet es nicht, sich klarzumachen, dass es sich dabei vielleicht gar nicht um “echte” Liebessehnsucht handelt, sondern nur darum, dass du selbst dieser berühmte Schriftsteller/Schriftstellerin sein willst.)
  6. In deiner Jugend hast du mindestens einmal einer Autoritätsperson erzählt, dass du Schriftsteller*in werden willst und bist dabei rot geworden. (Das Wort „Autor“ verbietest du dir. “Autor” klingt nach Glosse, Gosse und AllesSofortAnDieGroßeGlocke hängen. Du aber willst ja Schriftsteller*in werden. „Sowas gibt es heutzutage gar nicht mehr“, sagen die Klugscheißer*innen, die nur neidisch sind, weil sie glauben Schrifteller*innen wären Klugscheißer*innen, so wie sie. Du weißt, dass das nicht stimmt. Es gibt sehr wohl Schriftsteller*innen. Denn du fühlst eine epische Kraft in dir – auch oder gerade weil sich dein Gekritzel auf Kneipenservietten wohler fühlt als auf frisch gedruckten Zeitungsseiten.
  7. Du hast das Vertrauen, dass du – in Worten – zu einem Ende findest, auch wenn es im Moment nicht so aussieht.                                                                                                                                      Foto: Joan Didion.