Kitty Solaris – das Leben in den Städten

von Kerstin

Es ist heiß und windig,  in Berlin-Mitte, dort, wo sich die Tor- und die Ackerstraße kreuzen. Um 20 Uhr beginnt die Single-Release-Party von Kitty Solaris, als Support stellt Brandon Miller seine “apokalyptischen Lagerfeuer”-Songs vor. Vor dem Schokoladen hängt das neue, coole Tour-Plakat. Kitty, The Queen of Mitte,  im Leoparden-Look mit Hut: perfekt- urbanes Über-Understatement oder umgekehrt: Cold City steht auf dem Plakat und Kitty schaut übermütig an der Kamera vorbei, in einen imaginären Himmel.  Wenn man schon eine zu gute Seele ist, und eine Underground – Königin noch dazu, so wie Kitty,  dann muss man wenigstens noch so tun, als ob man arrogant wäre. Alles richtig gemacht also, erster Eindruck von der neuen Platte gefällt, denke ich, während ich an meinem Coffee-To-Go nippe und auf der Bank vor dem Schokoladen kauernd, noch schnell versuche, eine aus dem Hinterhof des  “Club der polnischen Versager” herbeihuschende Katze zu fotografieren. Aber die Katze rennt aus dem Bild heraus und das Mädchen neben mir, das versucht, die Katze zu streicheln, hat auch kein Glück bei ihr. Das Tier läuft ganz schnell an uns vorbei und noch schneller wieder zurück in diesen Hinterhof, so dass man nicht mal seine Farbe genau festhalten kann fürs Alltags-Diary.

Später wird Kitty mir erzählen, dass sie ihr Album “Cold City” wohl eher im Dezember oder Januar rausbringen will, weil “Cold City”, jetzt im heißen Sommer, das erscheine ihr unpassend. Das ist sicher richtig, auch wenn mir  der Titel auch jetzt schon gut reinlief. Aber im Winter tuts bekanntlich noch mehr weh, an der Spree, um jetzt auch mal den denkwürdigen Hit von SEEED zu zitieren –  und dann also ein halbes Jahr Vorfreude aufs kommende Kitty-Album “Cold City”! Man darf sich wirklich darauf freuen, denn die Stücke, die sie an diesem heutigen Abend in ihrem gut-gefüllten Home-Club daraus spielt, sind sensationell gut und Kitty performt sie mit Eleganz und Chuzpe.

Wie immer spielt sie toll E-Gitarre: Rhythm und Lead zugleich!! und es ist mal wieder ein Phänomen wie sie es schafft, auch Rock und Dance zugleich zu sein. Auch die neuen  Lieder haben die richtige Mischung aus durchkomponiert und Slickness, sie gewinnen durch die Orchestrierung mit Band noch zusätzlich: das Keyboard kommt gut und ich kriege ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, ich müsste mal wieder Klavier üben und mir endlich ein neues Kabel für meinen Synthie kaufen. Steffen Schlosser, Kittys langjähriger Schlagzeuger, spielt dazu  inspiriert, groovy und song-affin. Wie so oft bei Kitty geht es in den Stücken um das Leben in den Städten und die damit verbundenen Irritationen. “Tourist in my own town” ist dann auch folgerichtig die erste Singleauskopplung, inklusive campy-ing Sommervideo. Und wie immer liebe ich ihre gechillte Exravaganz, in Sound und Bild. Und der Text von “Tourist in my own town” ist eben auch eine verdammt gute Beschreibung von Berlin-Mitte, including rote Schuhe-Tanz und saure Zitronen-Bitterness.

Fazit: ob Winter oder Sommer: Die Konzerte der Solaris-Empire-Chefin Kitty Solaris sind immer eine Reise wert! Und sei es nur ein Spaziergang durch den heißen Wüstensand von Prenzlberg nach Mitte und zurück.

 

1 thought on “Kitty Solaris – das Leben in den Städten

Kommentare sind geschlossen.